Hautrisse
„Ein Hautriss ist eine traumatische Wunde aufgrund mechanischer Krafteinwirkung, einschließlich die Entfernung von Klebeflächen. Der Schweregrad kann in der Tiefe variieren (erstreckt sich nicht durch das Subkutangewebe).“ Definition ISTAP 2018
Inhaltsverzeichnis
Häufigkeit und Ursachen von Hautrissen/Hauteinrissen
Hautrisse/Hauteinrisse treten am häufigsten bei älteren Menschen (> 65 J.) Zuhause, im Krankenhaus, in der Langzeitpflege oder in Seniorenheimen auf. Hautrisse treten auch bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung in der Palliativpflege und in Pflegeheimen für Blinde und Sehbehinderte auf .
Häufige Ursachen für Hautrisse:
- Stumpfes Trauma
- Stürze
- Während der Ausübung von Aktivitäten des täglichen Lebens
- Verbands-/ Behandlungsbezogen
- Während des Patiententransfers
- Durch Hilfsmittel verursacht
Häufigste Lokalisationen:
- Arme (48%)
- Unterschenkel (40%)
- Hände (12%)
Häufigste Ursachen:
- Stoßen an Gegenständen (44%)
- Trauma durch alltägliche Aktivitäten (20%)
- Stürze (12%)
Risikofaktoren
Es gibt noch Unklarheiten hinsichtlich der Risikofaktoren von Hautrissen bei älteren Menschen. Die nachfolgenden sechs Faktoren könnten aber die Entwicklung von Hautrissen begünstigen:
- Prellungen
- Senile Purpura
- Hämatome
- Hinweise auf verheilte Hautrisse
- Ödeme
- Bettlägerigkeit
Anhand der Hauteigenschaften kann die Entwicklung von Hautrissen bei älteren Patienten (durch deren hohe Hautverschieblichkeit, aufgrund der altersbedingten Veränderungen der Haut) angenommen werden. Risikofaktoren, bei denen ein gewisses Maß an Kontrolle besteht:
- Verlegungen und Stürze
- Mangelernährung
- Polypharmazie
- Verwendung von Hilfsgeräten
- An- und Ausziehen von Strümpfen
- Entfernen von Pflastern oder Verbänden
- Blutentnahme
- Prothesen
- Hautreinigungsmittel
Problem
Hautrisse haben häufig gezackte und unregelmäßige Form. Sie sind in den meisten Fällen schmerzhaft und heilen nur langsam. Die verzögerte Abheilung liegt vor allem auch an der verminderten Regenerationsfähigkeit des Körpers und der schlechten Hauternährung durch das Alter.
Einteilung
Die Hautrisse können wie folgt klassifiziert werden:
Typ 1: Kein Hautverlust | Typ 2: Teilverlust des Hautlappens* | Typ 3: Totaler Verlust des Hautlappens |
---|---|---|
Linearer oder aufklaffender Hauteinriss, wobei die abgelöste Haut über dem Wundbett liegt bzw. über dieses gelegt werden kann. | Die Haut reicht nicht mehr, um das Wundbett zu bedecken. | Das gesamte Wundbett liegt frei. |
*Unter einem Hautlappen bei Hauteinrissen (Skin tears) versteht man Haut (Epidermis/Dermis), die unbeabsichtigt von ihrem ursprünglichen Ort teilweise oder völlig abgelöst wurde, durch Einwirkungen von Scher-, Reibungskräften und/oder durch stumpfe Krafteinwirkung. Nicht zu verwechseln mit einem chirurgischen Eingriff, bei dem Hautgewebe zur therapeutischen Anwendung von seinem ursprünglichen Platz abgetrennt wird, z. B. Hautlappenplastik
Behandlung
Bei der Behandlung sollte groß Wert auf atraumatische Verbandswechsel gelegt werden, um nicht weitere Hautverletzungen in Form von Hautrissen auszulösen. Hierfür eignen sich insbesondere silikonbeschichtete Wundauflagen, die bei der Entfernung das Risiko einer weiteren Verletzung am geringsten halten. Beispielsweise eignen sich Wunddistanzgitter aus Silikon oder einer Silikonbeschichtung, die mit einem Sekundärverband abdeckt werden, oder PU-Schaumverbände mit Silikonbeschichtung. Auf Kleberänder sollte bei der Fixierung der Wundauflagen verzichtet werden, da diese bei der verletzlichen Altershaut ein hohes Risiko für weitere Hautrisse haben. Stattdessen sollte mit Mullbinden oder bi-elastischen Schlauchverbänden fixiert werden.
Häufig werden auch Cyanoacrylat-Hautkleber (Gewebekleber) verwendet, um insbesondere Hautrisse vom Typ 1 zu verschließen. Dadurch lassen sich solche Wunden schnell behandeln und komplikationslos behandeln.
Literatur
- Danzer, S. (2019): Wundbeurteilung und Wundbehandlung - Arbeitsbuch für die Pflege, 2. Auflage, W. Kohlhammer Verlag
- LeBlanc K, Baranoski S & Skin Tear Consensus Panel Members. Skin tears: state of science: consensus statements for the prevention, prediction, assessment, and treatment of skin tear. Adv Skin Wound Care 2011; 24 (9 Suppl): 2-15.
- Maida V, Ennis M, Corban J. Wound outcomes in patients with advanced illness. Int Wound J 2012; 9: 683-692. Canada
- Littlejohn S. Care of wounds using a thin hydrocolloid dressing in a care home for patients with visual impairments (EP552). Presented at the annual European Wound Management Association, London UK, 13-15 May 2015. UK.
- LeBlanc K, Baranoski S, Christensen D et.al.and the International Skin Tear Advisory Panel: a tool kit to aid in the prevention, assessment and treatment of skin tears using a Simplified Classification System®. Adv Skin Wound Care 2013a; 26: 459-476; quiz 477-478 International (Canada, UK, USA).
- Koyano Y, Nagakami G, Lizaka S et.al. Exploring the prevalence of skin tears and skin properties related to skin tears in elderly patients at a long-term medical facility in Japan. Int Eound J 2016a;13: 189-197. Japan.