Schmerz und Wunde

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Was ist Schmerz und Wunde? Definition:

Eine Wunde ist ein potentieller Auslöser für Schmerz und ein nicht seltenes Problem in der Versorgung von chronischen Wunden.

Auch oft gesucht: Schmerz, Wunde, Schmerzhaftigkeit, Wundschmerz



Problematik

Wundschmerz
Folgen von Wundschmerz_S.Danzer

Bei der Versorgung von Betroffenen ist der Schmerz eine häufig anzutreffende Problematik.

Zu beachten ist:

  • Wunden können mit der Zeit schmerzhafter werden.
  • Die wundumgebende Haut kann empfindlich + schmerzsensibel werden.
  • Der Verbandswechsel wird in der Regel als am schmerzintensivsten betrachtet.
  • Die Zerstörung der Rezeptoren im Wundbett, aber intakte Nozizeptoren in den Wundrändern und unterhalb der Wunde führen zu Schmerzempfindlichkeit.
  • Während der Wundheilung kommt es zur Regeneration/Aktivierung der Nervenendigungen, wodurch diese besonders schmerzempfindlich reagieren.
  • Chemische Substanzen, die von zerstörtem Gewebe freigesetzt werden, reizen die Nozizeptoren, was zu einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit führt.

Schmerzdokumentation Wunde

Um adäquat auf Wundschmerz reagieren zu können, muss dieser erfasst und dokumentiert werden. Dies ist zudem ein wichtiges Instrument für die Verlaufskontrolle des Wundschmerzes.

Parameter für die Erfassung von Wundschmerz:

  • Schmerz im Zusammenhang mit der Wunde
  • Lokalisation des Schmerzes (Wundgrund, Wundrand, Wundumgebung)
  • Schmerzstärke
  • Schmerzqualität
  • Dauer (Ständig, intermittierend usw.)
  • Was verschlimmert den Schmerz? (Bewegung, Kleidung, Verbandwechsel, Kompression, usw.)
  • Was lindert den Schmerz? (Bewegung, Kompression, Ruhigstellung, usw.)
  • Art des Wundschmerzes (Akuter Wundschmerz, akut rezidivierender Wundschmerz, chronischer Wundschmerz)

Mögliche Auslöser für Wundschmerz

  • Wundinfektion
  • Unverträglichkeitsreaktion auf Verbandstoffe oder lokal eingesetzte Therapeutika
  • Fremdkörper im Wundbereich
  • Zustand bei oder nach Manipulationen
  • Fistelbildung oder Abszedierung
  • Druckeinwirkung oder Einschnürungen
  • Auskühlen oder Austrocknen der Wunde
  • Anhaften des Verbandes am Wundgrund (fehlende Atraumatik)
  • Fehlender Abfluss von Exsudat bei Wundhöhlen
  • Spannung an den Wundrändern
  • Lokale Ischämie der Wunde

Häufige Auslöser während der Wundversorgung

  • Kühle Wundspülung (d. h. Temperatur der Wundspüllösung ist niedriger als die Körpertemperatur, also < 36°)
  • Reizende Spüllösungen/Antiseptika (z. B. Jod, Wasserstoffperoxid)
  • Mechanische Manipulationen am Wundgrund, -rand oder der Wundumgebung
  • Aufgebrachte Wundtherapeutika
  • Debridements (chirurgisch, ultraschallassistiert, mechanisch)
  • Lagerung/Positionierung, z. B. der betroffenen Extremität

Maßnahmen

Schmerzvermeidung

  • Aufklärung des Patienten, ggf. Miteinbeziehen.
  • Bequeme Lagerung.
  • Vorsichtiges Lösen des Verbandes.
  • Kalte Wundspüllösungen vermeiden.
  • Spülungen nicht mit zu großem Druck.
  • Vorsichtiges Säubern der Wunde.
  • Unnötige Reize / Manipulationen vermeiden.
  • Vorsichtiges Débridement, z. B. Autolytisches Débridement, Lokalanästhesie (z. B. EMLA®, Anesderm®, Emulus®), b. Bed. Kurznarkose.
  • Auskühlung / Austrocknung der Wunde vermeiden.
  • Verzicht auf reizende Stoffe und Wundtherapeutika
  • Zugluft vermeiden.
  • Ggf. Pausen einlegen, Patient bestimmt das Tempo.
  • Stadiengerechte Wundversorgung.
  • Nicht-verklebende, atraumatische Wundauflagen verwenden.
  • Verband spannungsfrei aufbringen, Einschnürungen durch zu festes Anwickeln vermeiden.
  • Ggf. Schmerzmittelgabe vor der Verbandswechsel (Wirkeintritt beachten!).
  • Entlastung von Ödemen.
Auswahlkriterien der Wundauflagen zur Schmerzvermeidung
  • Erhaltung eines feuchten Wundmilieus,
  • Atraumatisch (Wunde, wundumgebende Haut),
  • Absorptionsfähigkeit (Kapazität der Flüssigkeitsaufnahme),
  • Geringes Allergiepotential.

Medikamentöse Schmerztherapie

Die Schmerztherapie bei der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden, richtet sich nach dem WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie. Dieses wurde als Grundlage für die medikamentöse Behandlung entwickelt.

WHO-Stufenschema
Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3
Nichtopioide

+ Begleitmedikation

+ Adjuvante Medikamente


Bei leichten Schmerzen

Schwache Opioide

(= niederpotente Opioidanalgetika)

+ Begleitmedikation

+ Adjuvante Medikamente


Bei mittelstarken bis starken Schmerzen

Stark wirksame Opioide

(= hochpotente Opioidanalgetika)

+ Begleitmedikation

+ Adjuvante Medikamente


Bei starken Schmerzen

Literatur

Danzer, S. (2019): Wundbeurteilung und Wundbehandlung, 2. Auflage, W. Kohlhammer Verlag